Ausbildung oder Studium?
Zwischen Ausbildung und Studium zu entscheiden, ist für viele junge Menschen kurz vor dem Schulabschluss nicht ganz einfach. Eine Woche Praktikum im Betrieb kann ebenso wenig einen Eindruck von den Ausbildungschancen und den Anforderungen an die Berufsausbildung vermitteln, wie ein Schnuppertag an der Hochschule auf ein Studium vorbereitet. Unternehmen stehen vor dem Hintergrund eines drohenden Mangels an Fachkräften und den Herausforderungen einer komplexen, digitalisierten Wirtschaft im Wettbewerb mit den Universitäten um die fähigsten Schulabgänger eines Jahrgangs.
Duale Ausbildung und Studium ergänzen sich hervorragend
Dabei stehen Ausbildung und Studium überhaupt nicht im Widerspruch zueinander. Viele große Unternehmen bieten mit dem integrierten Studium Ausbildungsmöglichkeiten, mit denen beide Seiten nur gewinnen. Während in der klassischen dualen Ausbildung die theoretischen Grundlagen des Ausbildungsberufs an der Berufsschule unterrichtet werden, absolvieren die integrierten Studenten parallel zur betrieblichen Ausbildung einen Bachelor-Studiengang. Das für die Zwischenprüfung und die spätere Abschlussprüfung nötige Fachwissen wird zudem in speziellen Prüfungsvorbereitungskursen vermittelt.
Mit dem Angebot eines integrierten Studiums gewinnt der Ausbildungsbetrieb auch solche Bewerber, die sich ansonsten für ein reines Hochschulstudium entschieden hätten. Diese besonders qualifizierten und motivierten Azubi-Studenten freuen sich über selbst verdientes Geld, die Ausbildungsvergütung, und darüber, dass der Arbeitgeber üblicherweise alle Kosten des Studiums trägt. Sie können sich also ganz auf das Studieren konzentrieren und müssen sich nicht um Nebenjobs oder oft unbezahlte Praktika kümmern, die für den Studienabschluss erforderlich sind.
Zeitlich gesehen verlängert das Bachelor-Studium die Ausbildung nur unwesentlich. In einem Beruf mit dreijähriger Ausbildungsdauer kann zum Beispiel die Ausbildungsdauer wegen der schulischen Vorbildung der Azubis auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Nach der Abschlussprüfung hängt der Student noch ein oder zwei Semester an, schreibt seine Bachelor-Arbeit und hat nach rund drei Jahren nicht nur die Berufsausbildung, sondern auch ein Hochschuldiplom in der Tasche.
Studienabbrecher willkommen
Wer nach zwei oder drei Semestern merkt, dass er sich mit einem Hochschulstudium falsch entschieden hat, sollte nicht zögern, seine Entscheidung zu korrigieren. Studienabbrecher sind keine Versager. Im Gegenteil, Arbeitgeber schätzen diese Zielgruppe als besonders motiviert, an Weiterbildung interessiert und zudem sehr loyal.
Eine Ausbildung nach Abbruch eines Studiums kann den ursprünglich angestrebten Berufsweg durchaus konsequent fortsetzen. Wer mit einem Mathematikstudium nicht klar gekommen ist, vielleicht weil die Studieninhalte allzu theoretisch waren, wird vielleicht die kaufmännische Ausbildung bei einem Lebensversicherer schätzen, weil er hier die praktische Anwendung der Mathematik kennen lernt und sein Interesse an Zahlenwelten in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Vielleicht hatte der Studienabbruch aber auch ganz einfach finanzielle Gründe, etwa weil eine Unterstützung aus dem Elternhaus nicht möglich war. Eine Ausbildung mit berufsbegleitendem Studium bedeutet hier die passende Lösung, weil der Azubi sein eigenes Geld verdient.