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Vielfältig und branchenübergreifend: Kaufmännische Ausbildungsberufe

Wer eine kaufmännische Ausbildung absolviert, muss nicht zwangsläufig im Einzelhandel arbeiten. Obwohl die meisten Menschen sofort an den Verkäufer im Supermarkt denken, hören sie die Bezeichnung Kaufmann, ist jener kaufmännische Beruf nur einer unter vielen. Zu den in Deutschland populärsten und am häufigsten gewählten Ausbildungsmöglichkeiten gehören der Industrie-, Büro- und Bankkaufmann sowie der Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Die Dauer für eine solche Berufsausbildung ist zumeist auf drei Jahre festgelegt. Dennoch kann bei besonders guten Leistungen des Auszubildenden eine Verkürzung auf 2,5 Jahre vorgenommen werden.

Das duale Ausbildungssystem

Der Großteil der kaufmännischen Berufe wird an zwei Lernorten gleichzeitig vermitteln. Neben der Arbeit im Ausbildungsbetrieb müssen die Lehrlinge auch regelmäßig die Berufsschule besuchen. Weil es für Banken, Einrichtungshäuser, Speditionen, Einzelhändler und Büros sinnvoll ist, den Auszubildenden konstant in den Arbeitsalltag zu integrieren, findet nur selten Blockschule statt. Eine lange Abwesenheit vom Arbeitsplatz würde vieles bereits Erlernte wieder vergessen machen. Dies hat zur Folge, dass pro Woche an drei bis vier Tagen im Betrieb und an ein bis zwei Tagen in der Schule gelernt wird. Die in der Klasse erlernte Theorie und die am Arbeitsplatz erfahrene Praxis können sich so gegenseitig befruchten und fördern das Verständnis für den Beruf. Zusammenhänge erschließen sich mit dem dualen Ausbildungssystem leichter. Die Schul- werden zu den Arbeitsstunden kurzerhand hinzugezählt, sodass ein Lehrling auf die gleiche Wochenarbeitszeit wie seine bereits ausgelernten Kollegen kommt.

Nach knapp eineinhalb Jahren steht die sogenannte Zwischenprüfung an. Mit jener wird sichergestellt, dass der Azubi das Lernziel erreicht hat und die bisher vermittelten Unterrichtseinheiten auch verstanden wurden. Am Ende der Ausbildung muss er oder sie sich einer Abschlussprüfung unterziehen. Dazu bringt man das bestenfalls ordentlich geführte Berichtsheft mit. In jenem wird wochen- oder monatsweise notiert, welche Arbeiten im Betrieb übernommen wurden und was man Neues dazugelernt hat. Nur mit einem vollständigen Berichtsheft erfolgt die Prüfungszulassung. Jene besteht aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil und wird von Berufsschullehrern sowie von Beauftragten der Industrie- und Handelskammer abgenommen. Innerhalb weniger Tage erfolgt die Benachrichtigung über das Bestehen der Prüfung. Just ab diesem Moment ist die kaufmännische Ausbildung beendet. Der Azubi gilt nun als ausgelernt und muss dementsprechend vergütet werden.

Breit gefächerte Anforderungen

Entscheiden Sie sich dazu eine kaufmännische Ausbildung zu machen, ist die Lernbandbreite enorm hoch. Ein Automobilkaufmann beispielsweise sollte eine große Neugierde für technische Belange mitbringen und schickt man eine Bewerbung auf eine Stellenausschreibung für eine Lehre zum Kaufmann für Tourismus und Freizeit, helfen geografische Kenntnisse enorm weiter. Selbstverständlich wird nicht erwartet, dass ein Auszubildender bereits alles weiß, aber ein Interesse an mit dem jeweiligen kaufmännischen Beruf verbundenen Themenfeldern sollte durchaus vorhanden sein. Musische Vorlieben bringen auf die Idee, sich für eine kaufmännische Ausbildung zum Musikalienhändler zu bewerben und wer sich für die Seefahrt begeistert, für den ist die Lehre zum Schifffahrtskaufmann genau das Richtige.

Bei einer Vielzahl von Berufen wird auf den kaufmännischen Aspekt eben soviel Wert gelegt wie auf andere Themenbereiche. Als Beispiel sei hierfür der pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, kurz PKA genannt. Der Volksmund verwendet für diese holprige Berufsbezeichnung das Wort Apothekenhelfer. In der Berufsschule wird neben dem Hauptfach Apotheken- und Warenkunde auch Rechnungswesen, sprich Buchführung unterrichtet. Im Betrieb ist der Azubi also für die Abfüllung der Tees ebenso zuständig wie für das Schreiben der Rechnungen und das Tätigen von Überweisungen. Die täglich mehrfach eingegangenen Medikamentenlieferungen sind sachgerecht zu verbuchen. Darüber hinaus gehört auch ein Verständnis für medizinische Belange zum Berufsbild. Deshalb sind kleinere Aufgaben im Labor zu übernehmen. Unter der Aufsicht eines Apothekers muss der Lehrling Kapseln selbst herstellen oder sich im Anrühren von Salben versuchen. Einen Einsatz im Verkauf sieht der Ausbildungsplan nicht vor. Entscheiden Sie sich also für eine kaufmännische Ausbildung, kommt es nicht in jeder Branche zwangsläufig zum Kundenkontakt.

Julia Kuhn

Statt mich zu fragen: „Was will ich machen?“ habe ich überlegt „Was will ich auf keinen Fall machen?“ Ich wollte einfach einen Beruf, in dem ich mich freue, zur Arbeit zu gehen. Dieses Ziel habe ich erreicht. Um anderen bei der Entscheidung für einen Beruf zu helfen, habe ich biknetz.de gegründet.